Die Kirche und das Gemeindehaus der Evangelische Kirchengemeinde Marzahn liegen im idyllischen Angerdorf Alt-Marzahn, mitten im sonst sehr urbanen Stadtteil zwischen den Gärten der Welt und dem Einkaufszentrum „Eastgate“.
Im Zentrum des Dorfangers steht die neugotische Dorfkirche. Neben den allsonntäglichen Gottesdiensten finden dort etwa alle zwei Wochen kulturelle Veranstaltungen statt.
Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich der Gemeindehof mit dem Pfarrbüro, dem Gemeindehaus und dem Evangelischen Dorfkindergarten. Dies ist das Zentrum des alltäglichen Gemeindelebens, das sich vor allem durch verschiedene Gruppen und Aktivitäten auszeichnet. Besonders die Arbeit mit Kindern und Senioren liegt uns dabei am Herzen. Die Gemeinde bietet für alle Besuchenden das offene W-Lan godspot der Landeskirche an.
Darüber hinaus werden mit anderen Vereinen und Gemeinden regelmäßig große Feste wie das Sommerfest, das Erntefest oder der Adventsmarkt organisiert. All das wird dankenswerter Weise durch die Mithilfe vieler engagierter ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeiter möglich.
Die neuen Paramente sind nach einem Besuch vor Ort und eingehender Beratung in der Kirche von Bettina Kammerer aus Stuttgart entwickelt worden. Die Umsetzung der Entwürfe ins Textile hat die Paramentenwerkstatt im Stift Bethlehem in Ludwigslust übernommen.
Bei der Beratung bei Ihnen in der Kirche mit interessierten Menschen aus der Gemeinde und Pastor Luttenberger haben wir einen guten Eindruck vom Kirchenraum, den Licht- und Farbverhältnissen und örtlichen Gegebenheiten bekommen. Wir haben auch gleichzeitig Farb- und Materialproben aufgehangen und gemeinsam geschaut, welche Farbnuancen in den Raum passen. Mit diesen Erkenntnissen sind dann die Entwürfe entstanden. Für die Umsetzung wurde sich für die Materialien Leinen (Kette) und Schafwolle (Schuss) in der Bildweberei entschieden. Die Wolle wurde entsprechend eingefärbt und für die Weberei aus verschiedenen Fäden gemischt, um eine besondere Lebendigkeit und Brillanz der Farben zu erzeugen.
In den Entwürfen ist das jeweilige Thema der Liturgischen Farbe im Spiel mit Licht und Farbe umgesetzt worden. Nicht zu eineindeutig, mit Freiraum für eigene Gedanken sind die Entwürfe für Ihren Kirchenraum entstanden und werden sicher eine wunderbare liturgische Ergänzung, die Sie farbenfreudig durch das Kirchenjahr begleiten wird.
Frau Kammerer hat die Idee mit der Mittelbahn in ihren Entwürfen aufgegriffen. Die dreiteilige Gestaltung mit der Konzentration auf den Mittelbereich durchzieht alle Farben. Im Mittelbereich kommen die zu Grunde gelegten Bibelstellen zur Geltung.
Violett ist die Farbe der Vorbereitungszeiten (Advent und Passion) auf die Christusfeste. Violett ist die Farbe der Besinnung. Es ist die Zeit, um zur Ruhe zu kommen, sich zu besinnen, zu spüren, da wird etwas geschehen…. Das dunkle Violett drückt Trauer aus, aber nicht vollständige und allseitige, sondern durch Strahlen der Freude gemäßigte und gemilderte Trauer. Violett wird als Farbe erfahren, die den Tag verabschiedet und das Dunkel der Nacht ankündigt. Keine Farbe bewohnt so sichtbar den Zwischenbereich von Leben und Tod. Im Entwurf steht das dunkle Violett den hellen Farben des Spektrums gegenüber, als dunkelste Farbe der hellsten Farbe in sinnvollem Zusammenhang. Es ist der Schatten, der das Sonnenlicht zur rechten Wirkung kommen lässt. Im Kontext dieser Partnerschaft wird das Violett zu einem Förderer der Kraft des Lichtes.
Advent: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“ Psalm 24,7-10
Passion: „Gott liebt die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun wird jeder der sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ Johannes 3, 16
Zu Weihnachten und Ostern werden die weißen Paramente angebracht. WEISS ist die Summe aller Farben des Lichts. Weiß ist die Vollkommene aller Farben. Es gibt kaum einen Zusammenhang, in dem Weiß eine negative Bedeutung hat. Es ist die Farbe der Unschuld, des Lichtes, der Reinheit und der Gnade.
Weihnachten: „Ich bin gekommen in die Welt ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in er Finsternis bleibe.“ Johannes 12,46
Ostern: „In der Welt habt ihr Angst aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Johannes 16, 33
Beide Paramente haben mit Licht und Hoffnung zu tun. Am Altar fällt das Licht wie durch ein Glasfenster auf diese Welt, es gibt Brechungen, dunklere und ganz hellstrahlende Stellen.
An der Kanzel wird das Licht zur Spirale, der Form des sich immer wieder erneuernden Lebens.
Die Liturgische Farbe ROT wird zu Pfingsten und allen anderen Kirchenfesten gehangen. Hier geht es um Kraft, Feuer, Liebe… allen Gefühlen, die das Blut in Wallung bringen. Rot ist aktiv, in Bewegung, ist dynamisch. Diese Farbe ist von elementaren Erfahrungen geprägt.
In beiden Paramenten, also an beiden Orten (Altar und Kanzel) kommt der Vers aus der Apostelgeschichte zum Tragen:
„…ihr werdet aber die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Apostelgeschichte des Lukas 1,8
Die liturgische Farbe GRÜN begleitet uns sehr viel im Kirchenjahr, es wird in der Epiphaniaszeit und der langen Trinitatiszeit gehängt. Grün steht für die sinnliche Erfahrung des Menschen von allen Dingen der Natur, dem Wachstum an sich. Grün ist die Basis des Lebens und hat eine ausgleichende, harmonisierende Wirkung. Der immer wiederkehrende Wechsel der Jahreszeiten, dem Wachsen, Reifen, Ernten und Absterben und wieder Wachsen gibt dem Menschen Vertrauen und Hoffnung.
Am Altar wird der Blick auf das Wunderwerk der Schöpfung, des Wachstums und des Werdens gelenkt.
„Durch ihn wurde alles geschaffen; nichts ist entstanden ohne ihn. In allem Geschaffenen war er das Leben.“ Johannes 1,1-2
Auf dem Kanzelbehang wird es konkreter, es sind Blätter und Pflanzen zu erkennen.
„Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.“ Psalm 66,5
Am 04.09.2021 wird unsere Dorfkirche 150 Jahre alt. Das soll Anlass sein, sich etwas intensiver mit ihrer Baugeschichte und ihrer wandelnden Ausstattung zu beschäftigen. Die Ausführungen dazu stützen sich auf verschiedene Veröffentlichungen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sollen auch dazu dienen, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Engel, Löwe, Stier, Adler, diese vier Motive finden sich neben Gesichtern in vier der unteren Fenstern unserer Dorfkirche Marzahn, gestaltet von der Glasmalerin Katharina Peschel nach Motiven von Eva-Maria Lokies 1949/50.
Es sind die Symbole für die vier Evangelisten und stehen für Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. ELSA – das ist die Eselsbrücke, mit der man sich die vier Symbole in der richtigen Reihenfolge merken kann.
Jeder Evangelist hat sein Zeichen, jeder Evangelist hat auch seinen besonderen Akzent in der Botschaft, jeder erzählt die Jesusgeschichte mit einem eigenen Schwerpunkt, einem eigenen Stil, jeder hat Geschichten, die man nur bei ihm findet.
Johannes ist der Evangelist der sieben ICH-BIN-Worte, es gibt sie nur bei ihm: Ich bin das Licht der Welt. Ich bin der gute Hirte. Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin der gute Hirte. Ich bin die Tür zu den Schafen. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich der Weinstock. Er beschreibt die Niedrigkeit Jesu (Joh 1,29/19,37) und seine Hoheit (Joh 1,1/20,28) zugleich. Seine Theologie schwingt sich dabei in die Höhe auf wie ein Adler. Johannes hat das Symbol des Adlers.
Lukas ist der Evangelist der Weihnachtsbotschaft. Bei ihm findet sich die Weihnachtsgeschichte: „Es begab sich aber zu der Zeit...“, wie wir es immer neu am Heiligen Abend hören. Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer ist am Beginn des Evangeliums im Tempel, um das Opfer dar zu bringen. Darum wird Lukas der Stier zugeschrieben.
Markus ist der älteste Evangelist, das kürzeste Evangelium, dort gibt es die geheimnisvolle Rede vom verborgenen Messias, ständig lesen wir bei Markus, wie Jesus den Jüngern einschärft: „Erzählt von alledem erst etwas, wenn der Menschensohn von den Toten auferstanden ist...“. Erst der römische Hauptmann bekennt unter dem Kreuz: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Nach seiner Taufe ist Jesus nach dem Markusevangelium in der Wüste bei den wilden Tieren. So steht für Markus das Symbol des Löwen.
Und Matthäus schließlich ist der Evangelist der Reden Jesu. Die bekannteste ist die Bergpredigt. Er hat schon früh die Worte aufgeschrieben, die Jesus seinen Jüngern gesagt hat und die sie nie mehr vergessen haben: Die Seligpreisungen und die Feindesliebe. Der Aufbau folgt dem Schema Berg, Berg, Bund. Berg der Bergpredigt (Mt 5-7), Berg der Verklärung (Mt 17), der neue Bund (Mt 26 vgl. 2.Mose 24). Jesus ist der zweite Mose, will Matthäus sagen, ihn sollen wir hören. So wie Mose vom Berg Sinai die Zehn Gebote bringt, so steigt Jesus auf den Berg und sagt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist... ich aber sage euch...“. Bei ihm spielen Engel eine besondere Rolle, darum erhält er das Symbol des Engels.
Die Symbole stammen aus der Bibel:
Der Prophet Ezechiel schaut in Kapitel 1 im Himmel eine große Wolke. Die Wolke ist in der Bibel ein Symbol für die Transzendenz Gottes, wahrnehmbar, aber nicht fassbar. Ezechiel schaut in der Wolke Feuerflammen und in ihr vier Gestalten “Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren.” (Ez 1,10)
Und im Buch der Offenbarung des Johannes 4,6-8 heißt es dann vom Thron Gottes:
6 Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. 7 Und die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. 8 Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.
Engel, Löwe, Stier, Adler, vier Männer erzählen uns die Jesusgeschichte, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Ihre Berichte erwärmen uns wie ein schönes Kaminfeuer, wenn es draußen nass und kalt, so richtig novembrig ist. Und auch, wenn wir in den Evangelien nicht gleich alles verstehen, sind wir, wenn wir die Evangelien lesen, auf dem Weg zur klarmachenden Klarheit (Wolf Krötke), die bildreich als das gläserne Meer, gleich dem Kristall veranschaulicht wird.