Die Kirche und das Gemeindehaus der Evangelische Kirchengemeinde Marzahn liegen im idyllischen Angerdorf Alt-Marzahn, mitten im sonst sehr urbanen Stadtteil zwischen den Gärten der Welt und dem Einkaufszentrum „Eastgate“.
Im Zentrum des Dorfangers steht die neugotische Dorfkirche. Neben den allsonntäglichen Gottesdiensten finden dort etwa alle zwei Wochen kulturelle Veranstaltungen statt.
Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich der Gemeindehof mit dem Pfarrbüro, dem Gemeindehaus und dem Evangelischen Dorfkindergarten. Dies ist das Zentrum des alltäglichen Gemeindelebens, das sich vor allem durch verschiedene Gruppen und Aktivitäten auszeichnet. Besonders die Arbeit mit Kindern und Senioren liegt uns dabei am Herzen. Die Gemeinde bietet für alle Besuchenden das offene W-Lan godspot der Landeskirche an.
Darüber hinaus werden mit anderen Vereinen und Gemeinden regelmäßig große Feste wie das Sommerfest, das Erntefest oder der Adventsmarkt organisiert. All das wird dankenswerter Weise durch die Mithilfe vieler engagierter ehrenamtlicher und hauptamtlicher Mitarbeiter möglich.
Am 04.09.2021 wird unsere Dorfkirche 150 Jahre alt. Das soll Anlass sein, sich etwas intensiver mit ihrer Baugeschichte und ihrer wandelnden Ausstattung zu beschäftigen. Die Ausführungen dazu stützen sich auf verschiedene Veröffentlichungen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sollen auch dazu dienen, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Engel, Löwe, Stier, Adler, diese vier Motive finden sich neben Gesichtern in vier der unteren Fenstern unserer Dorfkirche Marzahn, gestaltet von der Glasmalerin Katharina Peschel nach Motiven von Eva-Maria Lokies 1949/50.
Es sind die Symbole für die vier Evangelisten und stehen für Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. ELSA – das ist die Eselsbrücke, mit der man sich die vier Symbole in der richtigen Reihenfolge merken kann.
Jeder Evangelist hat sein Zeichen, jeder Evangelist hat auch seinen besonderen Akzent in der Botschaft, jeder erzählt die Jesusgeschichte mit einem eigenen Schwerpunkt, einem eigenen Stil, jeder hat Geschichten, die man nur bei ihm findet.
Johannes ist der Evangelist der sieben ICH-BIN-Worte, es gibt sie nur bei ihm: Ich bin das Licht der Welt. Ich bin der gute Hirte. Ich bin das Brot des Lebens. Ich bin der gute Hirte. Ich bin die Tür zu den Schafen. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich der Weinstock. Er beschreibt die Niedrigkeit Jesu (Joh 1,29/19,37) und seine Hoheit (Joh 1,1/20,28) zugleich. Seine Theologie schwingt sich dabei in die Höhe auf wie ein Adler. Johannes hat das Symbol des Adlers.
Lukas ist der Evangelist der Weihnachtsbotschaft. Bei ihm findet sich die Weihnachtsgeschichte: „Es begab sich aber zu der Zeit...“, wie wir es immer neu am Heiligen Abend hören. Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer ist am Beginn des Evangeliums im Tempel, um das Opfer dar zu bringen. Darum wird Lukas der Stier zugeschrieben.
Markus ist der älteste Evangelist, das kürzeste Evangelium, dort gibt es die geheimnisvolle Rede vom verborgenen Messias, ständig lesen wir bei Markus, wie Jesus den Jüngern einschärft: „Erzählt von alledem erst etwas, wenn der Menschensohn von den Toten auferstanden ist...“. Erst der römische Hauptmann bekennt unter dem Kreuz: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Nach seiner Taufe ist Jesus nach dem Markusevangelium in der Wüste bei den wilden Tieren. So steht für Markus das Symbol des Löwen.
Und Matthäus schließlich ist der Evangelist der Reden Jesu. Die bekannteste ist die Bergpredigt. Er hat schon früh die Worte aufgeschrieben, die Jesus seinen Jüngern gesagt hat und die sie nie mehr vergessen haben: Die Seligpreisungen und die Feindesliebe. Der Aufbau folgt dem Schema Berg, Berg, Bund. Berg der Bergpredigt (Mt 5-7), Berg der Verklärung (Mt 17), der neue Bund (Mt 26 vgl. 2.Mose 24). Jesus ist der zweite Mose, will Matthäus sagen, ihn sollen wir hören. So wie Mose vom Berg Sinai die Zehn Gebote bringt, so steigt Jesus auf den Berg und sagt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist... ich aber sage euch...“. Bei ihm spielen Engel eine besondere Rolle, darum erhält er das Symbol des Engels.
Die Symbole stammen aus der Bibel:
Der Prophet Ezechiel schaut in Kapitel 1 im Himmel eine große Wolke. Die Wolke ist in der Bibel ein Symbol für die Transzendenz Gottes, wahrnehmbar, aber nicht fassbar. Ezechiel schaut in der Wolke Feuerflammen und in ihr vier Gestalten “Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren.” (Ez 1,10)
Und im Buch der Offenbarung des Johannes 4,6-8 heißt es dann vom Thron Gottes:
6 Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. 7 Und die erste Gestalt war gleich einem Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. 8 Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.
Engel, Löwe, Stier, Adler, vier Männer erzählen uns die Jesusgeschichte, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Ihre Berichte erwärmen uns wie ein schönes Kaminfeuer, wenn es draußen nass und kalt, so richtig novembrig ist. Und auch, wenn wir in den Evangelien nicht gleich alles verstehen, sind wir, wenn wir die Evangelien lesen, auf dem Weg zur klarmachenden Klarheit (Wolf Krötke), die bildreich als das gläserne Meer, gleich dem Kristall veranschaulicht wird.